Wissenswertes
Für Ihre Baustelle – über und unter der Erde
Für Ihre Baustelle – über und unter der Erde
In manchen Regionen spricht man von Straßeneinlass oder Sinkkasten, in Hamburg gar von Trumme und umgangssprachlich werden sie oft Gully genannt: Gemeint ist in der Regel der Straßenablauf, der das anfallende Oberflächenwasser im Bereich der Straße aufnimmt und über eine Anschlussleitung in den Misch- oder Regenwasserkanal abführt. Darüber hinaus kann der Straßenablauf als Übergang zur Kanalisation noch weitere Aufgaben erfüllen. So etwa den Rückhalt von Feststoffen oder die Belüftung von Abwasserkanälen in Mischsystemen. Damit ist er ein wesentlicher Bestandteil der Straßenentwässerung, der insbesondere in Zeiten von Klimawandel und zunehmenden Starkregenereignissen geänderte Anforderungen zu erfüllen hat.
Straßenabläufe sind als technische Konstruktion eigentlich so alt wie die Kanalisation selber und gehören damit seit dem 19. Jahrhundert praktisch zum Straßenbild. Ursprünglich als Straßenablauf mit Bodenauslauf bzw. Straßenablauf mit Schlammraum konzipiert hat das „Tor zur Kanalisation“ über die Jahrzehnte sukzessive bauliche Veränderungen und Modifikationen erfahren, mit denen es an die geänderten Anforderungen und Gegebenheiten angepasst worden ist. Die Aufnahme von Niederschlagswasser und – in späteren Jahren – die mögliche Nutzung als Schadstoffrückhalt um das an die Kanalisation angeschlossene Klärwerk zu entlasten, stellen heute wichtige Aufgaben des Straßenablaufs dar. Laut einer Umfrage zum Zustand der Straßenablaufsysteme in Deutschland, betreiben ca. 72% der befragten Kommunen mehr als 10.000 Straßenabläufe in ihrem Kanalnetz, wobei die Anzahl in den erfassten Entwässerungsnetzen in Abhängigkeit von einer Vielzahl von Einflussfaktoren wie beispielsweise Netzlänge, Entwässerungsverfahren oder Flächennutzung zu sehen ist.
Foto: Wavin
Anfang der 1950er Jahre ist es darüberhinaus gelungen, Straßenabläufe und ihre Bauteile mit der Einführung der DIN 4052 zu vereinheitlichen und auf eine normative Grundlage zu. Die DIN wurde mehrfach überarbeitet und liegt aktuell in als vierteilige Fassung DIN 4052 „Betonteile und Eimer für Straßenabläufe“ von 2006 vor. Sie enthält Anforderungen an die verschiedenen Betonbestandteile und Eimer, die für Abläufe der Straßenentwässerung verwendet werden, sowie Hinweise für deren Einbau. Abläufe mit erhöhten Anforderungen, zum Beispiel für die Verwendung in Wasserschutzgebiete, sind nicht Gegenstand dieser Normenreihe.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Herstellern, die Straßenabläufe in unterschiedlichsten Bauformen und Ausstattungen aus anderen Werkstoffen wie zum Beispiel Kunststoff anbieten, wobei bei den verschiedenen Systemen in der Regel auf das Baukastenprinzip aus Betonteilen nach DIN 4052 Bezug genommen wird. Üblicherweise verfügen Straßenabläufe – egal ob in der Ausführung mit Bodenablauf oder als Straßenablauf mit Schlammfang – über einen Aufsatz aus Guss oder Stahl sowie einen Baukörper, der je nach System unterschiedlich gestaltet ist. Während sich ein Straßenablauf nach wie vor in den meisten Fällen seitlich des Bordsteins auf der Straße befindet, ermöglichen neue Konstruktionen – auch Seitenablauf genannt – die Verlagerung von Straßenabläufen in Rad- und Gehwege. Insbesondere bei geringen Kanaltiefen ist der Einsatz solcher Systeme besonders geeignet.
Ansonsten hängen Anzahl und Positionierung der Bauteile von ganz verschiedenen Parametern ab. Hierzu gehören neben der Einzugsfläche (z.B. Landstraße oder Hauptstraße) oder dem Gefälle insbesondere auch die Niederschlagsmengen, die es zu bewältigen gilt. Eine Funktion, der insbesondere mit Blick auf zunehmende Starkregenereignisse immer mehr Bedeutung zukommt. Mit der Forschung zur hydraulischen Leistungsfähigkeit von Straßenabläufen beschäftigt sich zum Beispieldas Lehr- und Forschungsgebiet (LuFG) Wasserwirtschaft und Wasserbau der Bergischen Universität Wuppertal. Hinzuweisen ist hier unter anderem auf das „Förderprogramm Ressourceneffiziente Abwasserbeseitigung NRW Förderbereich 6: Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Abwasserbeseitigung (ResA-6)“ und den Abschlussbericht „Ableitung von extremen Niederschlagsereignissen im urbanen Raum: Leistungsfähigkeit von Straßeneinläufen“. Das Projekt wurde durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Baustein in der Gesamtbetrachtung „Umgang mit Starkregen im urbanen Raum“. Ein vollständiger Schutz durch eine veränderte Anordnung von Aufsätzen oder einer optimierten Aufsatzgeometrie vor Überschwemmungen aus Starkregen kann nicht erzielt werden. Allerdings haben die Ergebnisse gezeigt, dass insbesondere bei Regenereignissen im Bereich des Bemessungsfalls das auf der Straße abfließende Wasser durch effiziente Aufsätze verringert werden kann.
Mit Blick auf den Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern bietet ein Straßenablauf darüber hinaus die Möglichkeit, Grob- und Schadstoffe dezentral und damit möglichst schon vor Einleitung in die Kanalisation vor Ort im Straßenablauf zurückzuhalten. Entwickelt wurden hier die verschiedensten Systeme, die auf Sedimentation, Siebung oder der Filterung von Grobstoffen und Rückhaltung von Feinstoffen, gelösten Verbindungen und Schwermetallen basieren. Allen Systemen gemeinsam ist der Umstand, dass die vom Hersteller empfohlenen Reinigungsintervalle tunlichst eingehalten werden sollten.
Auch Wavin hat in den letzten Jahren vielfältige Lösungen für ein modernes Regenwassermanagement entwickelt, die vom Sammeln, Transportieren, Vorbehandeln, Versickern bzw. Rückhalten und die regulierte Ableitung von Regenwasser reichen. Wichtiger Bestandteil des umfangreichen Portfolios ist das modulare Wavin Straßenablaufsystem, das selbst extreme Niederschlagsmengen problemlos bewältigen kann. Hochleistungsabläufe wie der Straßenablauf Basic 0 Liter aus PP und der Tegra Straßenablauf 45/70 Liter aus PP eignen sich ideal für industrielle Verkehrsflächen sowie Straßen im öffentlichen Raum. Den Systemen ist eines gemeinsam: Sie bieten höchste Zuverlässigkeit, einfache und wirtschaftliche Installation sowie nur geringen Wartungsaufwand. Ein 360 Grad Filter sorgt für eine robuste Leistung des Straßenablaufes. Seine selbstreinigende Konstruktion hält Schmutz im Straßenablauf zurück und verhindert ein Verstopfen des nachgelagerten Rohrsystems.
Foto: Wavin
Quellen: Robert Stein, Hasan Cakmak: Umfrage zum Zustand der Straßenablaufsysteme in Deutschland. Teil 1; Dietrich Stein, Robert Stein: Instandhaltung von Kanalisationen; Prof. Dr.-Ing. A. Schlenkhoff: Ableitung von extremen Niederschlagsereignissen im urbanen Raum: Leistungsfähigkeit von Straßeneinläufen
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